Gemeinde Seebach: Wir machen das jetzt selber!

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Seit Ende Juni stehen vier Prowise Touchscreen Ten in der Grundschule Seebach. Sie haben das schnellste Internet weit und breit – weil sich die Gemeinde darum gekümmert hat.

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Das altehrwürdige Schulgebäude aus den 1900-er Jahren strahlt Ruhe aus. Im Sommer sind die dicken Sandsteinmauern angenehm kühl. Hier in der Dorfschule haben schon Ur- und Ur-Ur-Ahnen der heute lebenden SeebacherInnen ihre Bildung erhalten. Freilich noch unter ganz anderen Bedingungen: Die Schiefertafel war seinerzeit Standard in dem Schwarzwalddorf.

 

Touchscreens immer bereit
Seit Ende Juni stehen vier Prowise Touchscreen Ten in der Grundschule – in jedem Klassenraum einer. Die 60 SchülerInnen haben modernen, jahrgangsübergreifenden Unterricht. „Die LehrerInnen sind begeistert. Und die SchülerInnen natürlich auch“, berichtet Schulleiterin Cornelia Fitterling. Die Tafeln seien den ganzen Tag über in Gebrauch – immer mal wieder zwischendurch.

 

Flügel, Filme und Mathe-Tools
Die Schulleiterin mag es besonders, mit der digitalen Tafel schnell im Internet nachzuschauen: „Wenn zum Beispiel im Unterricht die Frage aufkommt, wie ein Berner Sennenhund aussieht, öffnen wir einfach den Browser und finden es heraus.” Die Möglichkeit, Filme zu schauen, wird gezielt im Sachunterricht eingesetzt. Und auch die Whiteboard-Flügel, eine beliebte Erweiterung der Touchscreens, wolle das Kollegium nicht mehr missen. „Wir nutzen sie zum Beispiel, um mit Magneten Bilder anpinnen.“ Nach den Sommerferien will Fitterling als Mathelehrerin mit den Minitools (zum Beispiel Zirkel, Geodreieck und Winkelmesser) durchstarten.

 

Zähe Verhandlungen um schnelleres Internet
Seebachs Bürgermeister Rainer Schmälzle ist seit 1993 im Amt. Er erinnert sich, dass die Grundschule bereits im Jahr 2000 mit Rechnern ausgestattet worden ist. Die ersten Computer waren eine Spende vom Finanzamt, sie wurden bald durch neue ersetzt. Jahre später kam die Schule auch ans Internet – aber so richtig flott lief’s nicht. Schmälzle: „Die Verhandlungen mit der Telekom um eine schnellere Internetverbindung traten seit Jahren auf der Stelle. Irgendwann haben wir beschlossen: Wir machen das jetzt selber.”

 

Internet-Ausbau in nur zwei Jahren
Das war 2017. Noch vor Beginn der Pandemie war der Ausbau weitgehend abgeschlossen. Seither freuen sich die SeebacherInnen über Gigabit-fähiges Internet. Bis zu 1000 Mbit pro Sekunde sind möglich – da träumen auch Großstädter von. So viel Leistung brauchen die meisten noch gar nicht – „aber damit sind wir bestens auf die Zukunft vorbereitet“, sagt Schmälzle.

 

Schnelles Netz in fast jeder Hütte
Drei Anwesen in den Bergen und eine Hütte auf der Hornisgrinde oberhalb des Mummelsees, dem touristischen Anziehungspunkt, seien noch nicht an der Glasfaser. Ansonsten hätten alle Haushalte mit Hauptwohnsitz am Ort inzwischen das schnelle Internet. Alles sei ohne Widerstände abgelaufen, berichtet der Bürgermeister. Manche seien zwar überrascht gewesen, dass das Internet auch noch zu den Hütten verlegt wird. Doch der Fortschritt lässt sich in Seebach nicht mehr aufhalten. „Während der Pandemie dankten mir viele junge Leute – sie konnten Netflix schauen und das Arbeiten im Homeoffice war ebenfalls problemlos möglich“ Auch die Landwirte und Handwerksfirmen in Ort profitieren: Anträge und Planzeichnungen hin und her schicken geht jetzt viel schneller. „Früher mussten sie in einen Nachbarort fahren, um etwas hochzuladen.“

 

An einem (Glasfaser-) Strang gezogen
Möglich gemacht hat das Ganze eine Kooperation der Gemeinde mit dem IKZ Mittelbaden, den Stadtwerken Bühl (Baden.Net) und dem Land Baden-Württemberg. Sechs Millionen Euro flossen in Seebach in den Ausbau, davon schulterten die BürgerInnen zwei Millionen selbst über Steuern und Gebühren. Pro Haushalt wurden 750 Euro Anschlussgebühr fällig. Bürgermeister Schmälzle: „Die Kosten holen die Nutzer innerhalb von zweieinhalb Jahren dank niedrigerer Anschlusskosten wieder rein.”

 

Grundschullehrkräfte mit einem Herz für Technik
MitarbeiterInnen des Gemeindebauhofs verlegten die Schächte für die Kabel im gesamten Schulgebäude, eine IT-Firma ging an die Vernetzung der Grundschule – und ein Computer-affiner Gymnasiallehrer aus der Nachbarstadt half bei Fachfragen. Schmälzle ist dankbar für die gemeinsame Leistung – und auch stolz auf die Grundschule: „Das ist jetzt ein junges Kollegium, die Lehrkräfte haben schon im Studium mit IT gearbeitet.“ Und wer weiß: Wenn das Seebacher Netz so schnell ist – vielleicht bietet es der Jugend auch nach der Schule eine Perspektive in Seebach. Jedenfalls hat Schmälzle beobachtet: Junge Leute, die in die Stadt gezogen sind, quartieren sich jetzt wieder gerne für ein paar Wochen bei Oma und Opa im Dorf ein.